„Mir gefallen deine Bilder nicht!“

Lasst uns mal über ein Horror-Szenario eines jeden Fotografen sprechen: Man vergisst die Speicherkarte in seine Kamera zu stecken und hat am Ende des Tages genau kein Foto? Nein, das meine ich nicht. Das ist zwar auch ein typischer Fotografen-Alptraum, aber gleichzeitig so ein klarer Fall von grob fahrlässigem Verhalten, dass selbst die Judikatur dafür Regelungen, sprich Schadensersatzansprüche, vorsieht.

Nein, ich rede von etwas, das jedem Fotografen passieren kann, egal ob jung oder alt, erfahren oder Amateur, aber nicht greifbar und doch höchst unangenehm ist: Was passiert, wenn dem Kunden – trotz aller Bemühungen und handwerklich einwandfreier Leistung seitens des Fotografen – die Bilder einfach nicht gefallen? Ist dann der Kunde einfach selbst Schuld oder sollte der Fotograf ganz nach dem Motto „der Kunde ist König“ auf sein Honorar verzichten?

Für uns alle ist es praktisch selbstverständlich geworden. Man kauft etwas ein, kommt wenig später drauf, dass es doch nicht so ganz den Erwartungen entspricht und gibt es zurück, meist sogar ohne Angabe von Gründen. Selbstverständlich bekommt man auch sein Geld zurück inkl. einem freundlichen Lächeln oder erhält zumindest einen Gutschein. Bei Fotografen oder anderen Dienstleistern ist so ein Fall etwas komplizierter. Dieser hatte schließlich trotzdem seinen Arbeitsaufwand, kann die Bilder schlecht einem anderen Kunden weiterverkaufen und hatte objektiv betrachtet auch keinen Fehler gemacht (zumindest gehe ich in diesem Beitrag davon aus). Für einen großen Konzern mag eine solche Beanstandung eine Lappalie sein, für eine Einzelperson ist so ein (unverschuldeter) Ausfall mitunter schon recht schmerzhaft.

Um diesen „worst case“ von vorne herein möglichst zu vermeiden, würde ich erstmals jedem Kunden raten, sich vor einem Fotoshooting das Portfolio des Fotografen genau anzusehen. Entsprechen die Bilder dem persönlichen Geschmack? Gibt es vereinzelt Bilder, die dich weniger ansprechen und warum? Mach dir klar, was dir gefällt und was nicht. Als nächstes würde ich den Fotografen unter die Lupe nehmen. Kann er eine gewisse Erfahrung und Qualifikation vorweisen oder handelt es sich um einen Hobbyfotografen, der erst kürzlich mit dem Fotografieren begonnen hat? Was sind deine Ansprüche an ihn? Wie sieht es mit technischer Sicherheit aus, gibt es z.B. eine Ersatzkamera? Zu guter Letzt würde ich ein persönliches Kennenlernen empfehlen, um zu sehen, ob die Sympathie stimmt und dabei nochmal alle Wünsche klar kommunizieren.

Juristisch gesehen, gibt es kein „Recht auf Schönheit“.

Fotografen empfehle ich alle Eventualitäten anzusprechen und im Idealfall irgendwo schriftlich festzuhalten (z.B. Vertrag, AGBs,..), insbesondere bei nicht wiederholbaren oder höherpreisigen Aufträgen. Die Frage „Was passiert, wenn dem Kunden die Bilder (trotz technisch ordentlicher Arbeit) nicht gefallen“, ist genauso legitim, wie: Was passiert im Falle einer Krankheit, Panne oder – topaktuell – einer angeordneten Quarantäne. Auch wenn man darüber nicht gerne spricht, so schafft alles was geregelt wurde – sei es auch noch so unwahrscheinlich – sowohl für den Fotografen als auch für den Kunden Klarheit. Und Klarheit ist besser als böse Überraschungen, finde ich. Auch während des Shootings kann man sich etwas „absichern“ und gleichzeitig dem Kunden ein gutes Gefühl geben, indem man ihm immer mal wieder einen Blick auf das Kameradisplay erlaubt.

Wenn das Szenario des Nichtgefallens eintritt, ohne dass es zuvor besprochen oder geregelt wurde, würde ich persönlich raten „Schadensbegrenzung“ im beiderseitigen Einvernehmen zu betreiben. Entscheidend ist dabei sicher, was genau und wieviel dem Kunden nicht gefällt und ob er auch bemüht ist, eine Lösung für das Problem zu finden. Juristisch gesehen, gibt es kein „Recht auf Schönheit“, das heißt das bloße Nichtgefallen von Bildern ist kein Grund für eine Schadensersatzleistung o.ä. Nichts desto trotz möchte der Fotograf den Kunden im Regelfall zufriedenstellen. Was gibt es für Möglichkeiten?

  • Geht es nur um 1-2 Bilder, bei denen bspw. der Ausdruck als unschön empfunden wird o.ä., können vielleicht einfach andere Bilder des Shootings hergenommen und bearbeitet werden.
  • Betrifft es viele Bilder, wäre evtl. die Wiederholung des Shootings eine Lösung, sofern möglich. Zuvor müsste der Kunde jedoch schon genau sagen können, was ihn an den Bildern stört und wie er sie sich stattdessen vorstellt.
  • Vielleicht lag es aber auch nur an der Bildbearbeitung. Momentan wenden viele Fotografen spezielle „Looks“ an, die die Bilder mal nostalgisch, mal sehr kontrastreich wirken lassen. Wenn nur dieser Look, Farben, Kontrast, Helligkeit, Ausschnitt o.ä. nicht gefällt, kann man die Bilder meist ohne größeren Aufwand „retten“.
  • Alternativ gibt es natürlich noch die Möglichkeit eines Rabatts. Bei kleinen Beanstandungen kann das durchaus eine vertretbare Lösung sein, allgemein wäre ich damit aber vorsichtig. Kundenzufriedenheit ist wichtig, aber auch die hat ihre Grenzen.

Mein Fazit: Bei Meinungsverschiedenheiten, egal ob groß oder klein, sollte man miteinander reden, den Urachen auf den Grund gehen und versuchen eine Lösung zu finden. Der Kunde hat das Recht auf eine ordentliche Leistung – der Fotograf auf eine ordentliche Bezahlung.


Wieviel darf ein Fotograf kosten?

Diese Frage beschäftigt gewiss jeden Kunden und auch Fotografen machen sich natürlich Gedanken über ihre Preisgestaltung. Wieviel darf ein Fotograf kosten? Was sind Dumpingpreise, was ist überteuert, was ist fair und warum sieht das eigentlich jeder ganz anders?

Fakt ist, viele Fotografen führen gar keine öffentliche Preisliste, da gibts weder Pakete noch irgendwas auf Stundenbasis, da steht allhöchstens etwas von „individuellem Angebot auf Nachfrage“. Die meisten Kunden – ich gehe hier von Privatkunden mit Interesse für Hochzeitsfotos, Portraits o.ä. aus – wollen hingegen Klarheit und das möglichst sofort. Wer möchte schon 10 Anfragen versenden und mehrere Tage auf ein Angebot warten, um schlussendlich Äpfel mit Birnen vergleichen zu müssen. Wenn du dann noch eine Fructoseintoleranz hast, tja dann gute Nacht.

Spaß beiseite, natürlich bekommst du beim Fotografen kein Obst serviert, zumindest nicht in erster Linie, aber es gibt tatsächlich sehr unterschiedliche Leistungen und zum Teil gravierende Preisunterschiede. Ein einstündiges Fotoshooting gibt es bestimmt schon ab 50,00 EUR zu haben, während ein anderer Fotograf gut und gerne das 10-fache dafür in Rechnung stellt. Beim einen Fotografen erhälst du alle Bilder des Fotoshootings per Download-Link, beim nächsten bekommst du 200 Fotos auf einem USB und beim dritten erhälst du eine erlesene Auswahl an Bildern als ausbearbeitete Fotos auf die Hand. Der erste macht womöglich gar keine Bildbearbeitung, der zweite lässt ein Programm drüberlaufen und der dritte sitzt an jedem Bild nochmals Stunden dran – das sieht niemand, aber man sieht es! Was für ein Wortspiel.

Um all diese unterschiedlichen Leistungen miteinander vergleichen zu können (sofern das überhaupt möglich ist), müssen die Angebote auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Genau das hat die Plattform Hochzeit.click gemacht und sich dem Thema „Durchschnittliche Kosten für Hochzeitsfotografen in Vorarlberg“ angenommen. Für die fotografische Begleitung einer 12-stündigen Hochzeit (ohne Alben o.ä.) gibt es demnach 3 Preisklassen:

  • Günstig: bis 1.500,00 EUR
  • Mittelpreisig: ca. 2.500,00 EUR
  • Exklusiv: ab 3.500,00 EUR

Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich persönlich mag Klarheit. Mag sein, dass man bei so manch einem Angebot erstmal schlucken muss, insbesondere wenn man sich zuvor noch nie mit der Materie auseinandergesetzt hat (bei unserem Hausbau musste ich mehrmals schlucken). Letztendlich kann man sich aber durch Preis- und Leistungsvergleiche ziemlich schnell ein Bild davon machen, welche Leistung und Qualität man für welchen Preis erhält und auch, warum die Kosten so sind wie sie sind. So muss man nur noch für sich entscheiden, was einem gefällt und wieviel man bereit ist, dafür auszugeben.

Warum die Preise derart unterschiedlich ausfallen hat vielerlei Gründe. Da spielen mitunter Faktoren wie Ausbildung, Erfahrung, Qualität, Equipment, Strategie, Haupt-/Nebenberuf, Fixkosten uvm. eine Rolle. Auch die Nachfrage regelt das Angebot. Sicher ist, dass ein Fotograf mit zu hoch oder zu niedrig kalkulierten Preisen auf Dauer nicht überleben wird, denn entweder macht er ein Minusgeschäft oder gar keines, da die Kunden ausbleiben. Sicher ist auch, dass Kunden oftmals nur die Spitze des Eisbergs sehen und nicht, was alles an Vor- und Nacharbeit für den Fotografen anfällt. Wer den Aufwand einer Arbeit oder eines Produkts hingegen kennt und schätzt – ganz egal in welcher Branche – ist auch eher bereit, dafür einen angemessenen Preis zu bezahlen. Vielleicht sollten wir uns aber auch nicht immer nur fragen „welcher Preis ist angemessen“ sondern „was ist es uns wert?“

Vielleicht sollten wir uns nicht immer nur fragen „welcher Preis ist angemessen“ sondern „was ist es uns wert?“

Würde mein Haus in Flammen stehen, so würde ich (nach Mensch und Tier) als erstes mein Hochzeitsalbum und jene der Kinder retten – sie sind für mich unbezahlbar. Fotos haben für mich eben einen sehr hohen Stellenwert. Für andere ist es das Auto, ihr Haustier oder vielleicht die Playstation. Je höher der Stellenwert, desto höher die Bereitschaft, dafür Geld auszugeben, völlig egal was die restliche Welt davon hält.

Fazit: In fast allen Bereichen des Lebens gibt es etwas für wenig Geld, etwas für die goldene Mitte und exklusive Angebote und wie überall ist es eine Frage des Anspruchs, des Geschmacks und auch des Geldbeutels, was für dich persönlich ein Fotograf kosten darf. Gott sei Dank ist der Markt groß und bestimmt für jeden Kunden etwas passendes dabei.

Was würdet ihr vor den Flammen retten?